The Big Picture of GFCI
Finanzzentren von Europa

Büsra Yildiz, Daud Nasir, Ilker Turan & Taib Demirci

The Big Picture of GFCI

Ein europaweiter Vergleich der Finanzzentren mit Fokus auf Offshore-Zentren

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Folgendes Projekt untersuchte die europäischen Finanzzentren und analysierte diese anhand bestimmter Kriterien, welche nachstehend definiert werden. Die Grundlage hierfür waren die halbjährlich veröffentlichten Reports des Global financial centres index (GFCI) Teams. Interessant zu entdecken war zum einen, ob Offshore-Zentren im GFCI höher angesehen sind bzw. eine Besonderheit bilden. Und zum anderen, ob die Anbindung ans Meer eine höhere Globalisierung aufweist. Außerdem befindet sich London seit mehreren Jahren auf Platz eins des Rankings. Deshalb untersuchten wir London verstärkt. Allerdings können wir keine starke Aussage treffen, ohne andere Städte zu analysieren. Deshalb verglichen wir London mit anderen Offshore-Zentren und visualisierten Gemeinsamkeiten. Ziel des Projektes war es, die beiden Hypothesen anhand Kriterien zu veranschaulichen und bestimmte Verhaltensmuster zu erkennen. Der Bearbeitungszeitraum war zwischen 13.11.2018 und 15.01.2018.

Einführung / Konzept

Finanzzentren weisen eine hohe Konzentration von Finanzinstituten wie Banken oder Börsen auf. Es ist erstaunlich, dass London seit Jahren auf dem ersten Platz des GFCI-Rankings ist. London hat als internationales Finanz- und Businesszentrum eine besondere Stellung. Liegt das an der City of London, die ihre eigene Form der Regierung hat? Wie sieht es bei anderen Offshore-Zentren aus? Somit kommen wir auch zu unserer ersten Hypothese:

  • Offshore-Zentren sind im GFCI höher angesehen

Außerdem haben wir uns die Frage gestellt, ob Finanzzentren, die eine Anbindung ans Meer haben auch einen höheren Globalisierungswert (ein Index im Ranking) aufweisen. Auch hier wollten wir Verhaltensmuster erkennen und diese visuell darstellen. Das war unsere zweite Hypothese:

  • Die Anbindung ans Meer weist eine höhere Globalisierung auf

Doch, um eine aussagekräftige Antwort zu bekommen untersuchten wir neben London auch viele weitere Finanzzentren.

Daten / Auswertung

Das GFCI Team veröffentlicht halbjährlich Reports im PDF bzw. Excel Format. Diese sind auf der folgenden Webseite zu finden: http://www.longfinance.net/publications.html.

Die Berechnungen und Kriterien des GFCIs werden in den Reports angegeben.

Bereinigung der Daten

Die Daten waren zum Großteil im PDF Format. Das Importieren in Excel war zeitaufwändig. Die Excel Tabellen waren teilweise unvollständig. Die Daten waren meistens nur für die Top 50 oder Top 100 Finanzzentren ausgelegt, wodurch einige Städte keine Werte beinhalten. Außerdem mussten wir zusätzliche Recherchen betreiben, weil einige angegebenen Quellen nicht mehr aktuell oder nur erwerblich zugänglich sind. Aber auch, dass sich Datensätze auf das Land und andere sich auf die Stadt bezogen haben erschwerte unsere Arbeit. Vergleiche konnten nur bedingt gezogen werden.

Ergebnisse

Visualisierungen

Folgender Ausschnitt stellt die betrachteten Finanzzentren dar. Unterteilt sind diese in rote und blaue Standorte. Während die rot gekennzeichneten Städte für Finanzzentren stehen, die keine Offshore-Zentren sind, stehen die blau gekennzeichneten Städte für Offshore-Zentren. Es ist zu erkennen, dass es eine klare Fokussierung der Offshore-Zentren im Westen Europas liegt. Ebenfalls ist die Anzahl starker Finanzzentren in Europa deutlich höher als im Osten.

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Das untere Schaubild zeigt die chronologische Reihenfolge der Finanzzentren unter Berücksichtigung der GFCI-Werte. Anhand der Parameter können die Filter auf bestimmte Bereiche gelegt werden. So ist es möglich in einem Intervall liegende GFCI-Werte oder –Platzierungen als Maßstab für die Visualisierung zu nehmen. Dadurch können Analysen auf die Entwicklung von Städten durchgeführt werden. Erkennbar ist die hohe Anzahl an Offshore-Zentren in den Top 15, hier ebenfalls durch blaue Punkte markiert.

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Nachstehend sind die Offshore-Zentren Europas gelistet. Auf die GFCI-Werte basierend werden die Zentren über die letzten zehn Jahre veranschaulicht. Hierbei ist die Entwicklung der einzelnen Städte zu erkennen.

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Die nächste Visualisierung zeigt die Stärke der Globalisierung für jedes einzelne Land und die Entwicklung über die Jahre hinweg auf (2005 – 2015). Niederlande, Irland, Deutschland sowie Großbritannien haben eine nahe Anbindung ans Meer und weisen einen höheren Globalisierungswert als andere Länder auf. Jedoch liegen die Länder Luxemburg und die Schweiz nicht am Meer und weisen ebenfalls, im Vergleich zu den anderen Ländern, einen höheren Globalisierungswert auf. Wir vermuten, dass eine hohe Globalisierung ebenfalls durch Beteiligung von Transporten und Ihren Handelswegen vorliegt. Eine direkte Anbindung an das Meer kann somit fördernd für den Globalisierungswert sein, ist jedoch kein ausschließlicher Faktor.

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Das letzte Schaubild ermöglicht eine Visualisierung von mehreren Parametern. Hierbei kann anhand der Indizes “Preisniveau“, „Innovation“, „BIP pro Kopf“, „Belegungskosten“ und der „Globalisierung“ ein Vergleich der Top 16 (europäischen) Finanzzentren gemacht werden. Durch diese Art von Darstellung werden typische Merkmale eines Offshore-Zentrums ersichtlich gemacht. Die dargestellte Reihenfolge (von Links nach rechts) entspricht der Rangliste des GFCI von 2017.

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Die gesammelten und für die Visualisierung verwendeten Daten wurden in einer Tabelle zusammengefasst und freigegeben. Im nachstehenden Bild ist ein Ausschnitt aus der Tabelle zu sehen.

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Implementierung und Erkenntnisse

Die explorative Datenanalyse wurde mit Hilfe von Tableau umgesetzt. Dadurch konnten erste Erkenntnisse gewonnen und Vorstellungen für den weiteren Verlauf kreiert werden.

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Die gesamte Visualisierung setzten wir mit der Programmiersprache R um. Die Einarbeitung in R hat etwas Zeit gebraucht, da keiner unserer Gruppenmitglieder Vorkenntnisse oder Erfahrungen mitgebracht hat. Die Entscheidung, die Visualisierung mit R durchzuführen, fiel aufgrund der guten Dokumentation und der großen Community.

Für die Erstellung der Karte verwendeten wir Leaflet, das über ein Paket von R erhältlich ist. Leaflet bietet eine große Auswahl an unterschiedlichen Karten mit vordefinierten Eigenschaften. Unsere Bedingungen waren eine erkennbare Unterscheidung zwischen Land und Meer sowie die Grenzen der Länder. Der Fokus sollte bei der Erkennung der Finanzzentren liegen, hierfür haben wir uns kleine kreisförmige Punkte entschieden, die eine permanente Einblendung der Bezeichnung vorweist. Diese permanente Einblendung führte dazu, dass eine klare Erkennung der Bezeichnungen nicht möglich war, da einige Finanzzentren zu nah beieinander liegen. Deshalb haben wir die Einblendung auf das “Hovern” beschränkt. Da wir die Karte als Orientierung für den User sehen haben wir den oberen Teil der Seite für die Karte eingeplant.

Eine Navigationsleiste dient zum wechseln der Diagramme und soll das Thema der Visualisierung aufzeigen. Dadurch ist ein Blick auf die Karte immer möglich.

Streudiagramm

Das Streudiagramm, welches die GFCI Werte veranschaulicht, sollte simpel und einfach gehalten werden. Die Umsetzung hat sich als komplex herausgestellt, da die Menge an Daten(Finanzzentren) zu groß ist. Deshalb haben wir die Achsen flexibel gestaltet, wodurch die anzuzeigende Menge nach belieben veränderbar ist. Teilweise sind lange Bezeichnungen der Finanzzentren vorhanden, wodurch wir diese auf maximal 3 Buchstaben kürzen mussten. Ein Slider zeigt die Entwicklung über die Jahre 2007 - 2017. Die Veränderung von mehreren Punkten zu verinnerlichen und das innerhalb von wenigen Sekunden ist nur schwer nachzuvollziehen. Um einen besseren überblick zu verschaffen haben wir die Reihenfolge bei den GFCI werten von 2017 gelassen. Weiterhin wird ein Kreuz für den GFCI Wert von 2017 angezeigt. Der klare Durchblick wurde hierbei nicht gesichert, dennoch ist diese Ergänzung ein klarer Fortschritt. Wenn man das Diagramm nach kurzer Zeit verinnerlicht hat, ist die Erkennung von großen Entwicklungen oder Führungspositionen gegeben. Weiterhin wird die Unterscheidung zwischen Offshore und nicht Offshore wie bei der Karte mit denselben Farben gekennzeichnet. Diese Verbindung mit der Karte dient der widerspiegelung zur Hypothese. Da ein enger Zeitraum bestand konnten wir unsere Visionen nicht vollständig umsetzen.

Liniendiagramm

Im unteren Reiter “Offshore” der Navigation “GFCI” ist das Liniendiagramm über Offshore-Zentren, welches einen Vergleich unter den Offshore-Zentren darstellen soll. Die erkennbare Veränderung über Jahre veranschaulicht die Stärke der Offshore-Zentren und ihre bedeutung der letzten Jahre. Einige Offshore-Zentren bleiben als Fluchtort für Unternehmen, andere sind bereits jahrelang als Antrieb für Europa dabei. Um die einzelnen Linien etwas hervorzuheben, hat jedes Finanzzentrum seine eigene Farbe und Form bekommen. Das Diagramm ist nicht flexibel gehalten, da es die von unserer ausgewählten Betrachtung den besten Überblick verschaffen kann.

Globalisierung

Das nächste Diagramm ist unter “Globalization” in der Navigation zu finden. Hier soll die zweite Hypothese, die Anbindung ans Meer mit der Globalisierung, herausgestellt werden. Die Daten über Globalisierung besteht nur für Länder. Eine auf Stadtebene war nicht zu finden. Ebenfalls waren nicht für alle Länder in demselben Zeitraum vorhanden. Daher haben wir die vorhandenen Daten über denselben Zeitraum übernommen. Die Visualisierung besteht aus den Globalisierungswerten und den Jahren. Die Länderzugehörigkeit haben wir auf das Ende der jeweiligen Linie gebunden. Außerdem ist eine farbliche Unterscheidung gegeben. Die Hypothese kann mit der Darstellung festgestellt werden, jedoch ist die Anbindung ans Meer keine notwendigkeit. Auch hier haben wir weitere Visionen gehabt um eine schönere Darstellung zu erstellen und eine Verbindung mit Karte herzustellen. Dadurch sollte die Hypothese in vereinfachter Form mit Kreativität verbunden werden. Die jetzige Darstellung unterscheidet sich von den anderen weil sie über ein mächtigeres Paket hergestellt wurde. Das Paket “ggplot” ermöglicht es viele weitere Features zu nutzen und zu erstellen. Die Umsetzung der Bezeichnungen der Linien wäre ohne das Paket nicht möglich gewesen. Darüber hinaus ist das Paket sehr gut Dokumentiert und bietet unterschiedliche Darstellungsmöglichkeiten.

Starplot

Das Starplot ist das letzte Diagramm und dient zur Darstellung von Finanzzentren anhand mehreren Kriterien. Die Umsetzung dieses Diagrammes war sehr simpel, dafür ist eine gewünschte Veränderung nur schwer oder gar nicht umsetzbar. Die Position und die Farbe zeichnet ein Kriterium aus, dadurch lässt sich ein Vergleich von mehreren Finanzzentren leicht überblicken. Der negative Aspekt ist die Veränderbarkeit, denn die größenverhältnisse der Skalierung sind nicht genau auf die Werte abgebildet. Ein ausgeben der Werte beim “hovern” sollte die Lösung sein, leider haben wir es bis dahin nicht geschafft. Weitere Visionen sind ebenfalls aufgrund der mangelnden Zeit stehen geblieben.

Alle Diagramm erstellten wir mit R oder Paketen über R. Unter anderem das Paket “ggplot” für die Globalisierung, welches viele Features anbietet jedoch von der Komplexität zunimmt. Die Gestaltung der Seite und der Reiter hat sich als sehr simpel mit R herausgestellt. Außerdem wird über R Shiny eine Website zur Verfügung gestellt, wodurch die Visualisierung auch online zugänglich gemacht wurde. Bei Problemen mit Shiny existieren nur wenige Hilfestellungen, hier ist die Community weniger aktiv. Dennoch ein produktives Open-Source Tool.

R ist Dank seiner großen Community ausführlich und verständlich dokumentiert. Erweiterungen durch zahlreiche Pakete die von R bereitgestellt werden, ermöglichen eine Vielzahl an Visualisierungstechniken und Lösungen. Für Anfänger ist R ein kompaktes Programm mit guter Dokumentation, starker Community und vielen Erweiterungen.

Fazit

In diesem Projekt wurden die europäischen Finanzzentren anhand bestimmter Kriterien untersucht. Die wichtigsten beiden Fragen waren zum einen, ob Offshore-Zentren im GFCI höher angesehen sind bzw. eine Besonderheit bilden. Und zum anderen, ob die Anbindung ans Meer eine höhere Globalisierung aufweist. Die informativen Visualisierungen, welche während des Projektes erstellt wurden, lieferten die Antworten auf diese Fragen. Es ist zu erkennen, dass Offshore-Zentren in der Tat im GFCI höher angesehen sind. Außerdem beeinflusst die Anbindung an das Meer den Globalisierungswert positiv, jedoch weisen Länder, die nicht direkt am Meer liegen ebenfalls einen hohen Globalisierungswert auf.

Ausblick

Da es sich hierbei um ein sehr umfangreiches Themengebiet handelt und wir einen befristeten Bearbeitungszeitraum hatten konnten wir nicht alle Ideen und Visionen umsetzen.

Im Folgenden sind unsere visionären Ausblicke niedergelegt:

  • Interaktion zwischen den Diagrammen und der Karte anhand der Verfärbung der darauf bezogenen Fläche (Globalisierung)
  • Kriterien und Finanzzentren selbst bestimmen (Starplot)
  • Jährliche Schwankungen sollen für den User erkennbar sein Anzahl Daten verringern – Durch auswählen von Regionen – Durch auswählen von Finanzzentren Veränderung anhand hervorhebung der Finanzzentren Bewegungen mithilfe von dynamischen bubble charts visualisieren

Das Ergebnis:

Unter: https://brebad38.shinyapps.io/BigPicture/